Neulich in Mui Ne habe ich Anna kennengelernt. Anna hat drei Kinder in unserem Alter und lebt seit zwölf Jahren in Asien, neun davon in Saigon. Sie kennt alles und jeden und ist fester Bestandteil des Soziallebens in An Phu/Thao Dien. Sie organisiert eine Art Kindertee, hier Baby-Group genannt, Schwimmkurse für die Größeren, hat ihr eigenes Kinderkleiderlabel (http://www.joaniecat.com/) und vieles mehr. „Komm doch am Dienstag auch zur Babygroup“, lädt sie mich ein.
Nun habe ich, nachdem ich meine drei Jungs endlich im Kindergarten geparkt habe, so überhaupt kein Interesse, meine hart erkämpften freien Vormittage wieder aufzugeben und mit Nikolaus Tee trinken zu gehen. Ich gehe ohne Kinder hin, ein paar soziale Kontakte aufzubauen ist sicher gut. An diesem Dienstagmorgen findet die Babygroup bei Mary statt. Mary ist tiefenentspannt, obwohl in wenigen Minuten sechs Mütter und rund zehn Kinder einfallen werden. Kein Wunder, Marys Hilfen schneiden Melonen in Häppchen, verzieren Cup-Cakes und kochen Tee. Die ersten Kinder kommen in Begleitung ihrer Mütter und Nannies. Cats Sohn Kay kommt nur mit Nanny, da Cat bei ihrer kranken Mutter in London ist. Mary selbst wird nach einer Stunden gehen und ihre Gäste zurücklassen, die Helfer und Nannies regeln das schon. Später erfahre ich, dass es auch eine „Nanny Playgroup“ gibt, immer Mittwochsnachmittag, dort treffen sich nur die Nannies mit den Kindern.
Babygroup – diesmal in kleiner Runde |
Louisa, Marissa und Anna – meine Saigoner Freundinnen |
An diesem Morgen sind die Mütter aber auch dabei. Die meisten Kinder sind drei, vier Jahre alt, denn es ist einfach zu teuer, die Kinder täglich in den Kindergarten zu geben – bei Jahresgebühren von umgerechnet 8000 bis 10000 Euro durchaus nachvollziehbar. Während die Nannies die Kinder bespaßen, trinken wir Tee. Herrlich. Braden kommt gerade von ihrer Laos-Reise wieder, Louisa aus Australien. „Did you buy anything?“, fragt Lisa. Ich gucke sie unglaubwürdig aus. Die Standardfrage nach den Ferien ist doch: Wie war das Wetter? Was habt ihr gemacht? Aber ich habe meine Freundinnen noch nie gefragt, ob sie – etwa in Italien – etwas gekauft haben?!? Erst Wochen später werde ich verstehen, dass Einkaufen ein Grund ist, warum man – in einem Entwicklungsland lebend – verreist. Doch ich habe einen herrlichen Vormittag, finde heraus, wo ich Pilates machen kann, in welchem Hotel man in mit kleinen Kindern Angkor Wat übernachten und überhaupt genieße ich es sehr, Gesprächspartner zu haben, die älter als sechs Jahre sind.
Ein paar Tage später lade ich die Ladies, wie wir uns nennen, mit ihren Kindern ins Riverside ein. Anna hat gleich sechs Kinder im Schlepptau, wovon aber nur zwei ihre eigenen sind. Sie reist in einer Wagenkolonne mit zwei Autos samt Fahrern sowie mit drei Nannies an, wovon wiederum auch nur eine zu ihr gehört. Mary und Lisa, die Mütter der anderen Kinder, müssten arbeiten, erklärt sie. Während die Nannies die Kinder umziehen und frisch geschnittenes Obst reichen, überblickt Anna die Gesamtlage. Gleichzeitig ist sie am Telefon mit ihrem Fahrer, der ihren ältesten Sohn Ben von einer Geburtstagsparty zur nächsten bringen soll. Mit drei Kindern hätte sie einfach viel zu organisieren, sagt sie schulterzuckend. Aber zum Glück habe sie hier viel Hilfe.