Kinderkoller

Ich sitze im Deck, meinem Lieblingsmittagsrestaurant. Eine hochschwangere Frau geht an mir vorbei, ich sehe sie entgeistert an. Warum will man überhaupt Kinder in die Welt setzen? Dass sie dem Leben einen Sinn geben, halte ich für die größte Lüge überhaupt. Mein Leben hatte auch vorher einen Sinn. Und sicher könnte ich auch viel sinnvollere Dinge tun als diese drei kleinen Monster großzuziehen. Der Tag fängt damit an, dass Caspar mir bittere Vorwürfe macht, dass er um 6 Uhr morgens kein Tom und Jerry sehen darf und Nikolaus brüllt, weil ich ihm Milch auf die Cornflakes geschüttet habe. August beschließt, dass die Eltern auch nicht mehr fernsehen dürfen, weil die Kinder ja auch nicht mehr glotzen dürfen. Alle jammern, sie wollen nicht in die Kita, Caspar und August verstecken sich in der Kommode. Wir kommen viel zu spät. Nachmittags organisiere ich den Kindern gebrauchte Fahrräder. Sie müssen ja nicht dankbar sein, aber sie sollen mir bitte nicht die Ohren zu jaulen! Nikolaus schreit, weil er kein Fahrrad bekommen hat. Caspar heult, weil er ständig hinfällt. August jammert, weil das Rad drei Zentimeter zu groß ist und er nicht fahren kann. Ich verspreche, diesen misslichen Zustand zu beheben. Warum nicht heute?, fragt August. Geht nicht, kein Werkzeug, erkläre ich. Ich will aber, schreit August. Ich verspreche ihm, Quartett zu spielen. Es geht ihm nicht schnell genug. „Erst sagst du, du spielst mit mir, dann musst du noch deinen Badeanzug anziehen“, wirft er mir vor (das Thermometer zeigt 42 Grad an, und ich will einfach einmal kurz in den Pool springen, ist das wirklich zu viel verlangt???). Die Karten sind ausgeteilt, Nikolaus heult: „Hunger, Hunger…“ In dem Moment donnert Caspar um die Ecke, ins Blumenbeet: „Auuuaaaahhh!“ Ich will allen drei Kindern gleichzeitig gerecht werden, was nicht geht. Ich sollte es mit meinem Schwiegervater halten, der seinen drei Kindern schon früh erklärt hat: „Das Leben ist halt ungerecht.“