Mit den Großeltern nach Mui Ne

Mui Ne, zweiter Anlauf Unseren Vorschlag, nach Angkor Wat mit den Kindern zu fahren, bügelt Albrecht in der ersten Anfangsmüdigkeit ab. Stattdessen fahren wir nach Mui Ne, diesmal jedoch ins Mia Resort, das wir schon beim letzten Mal ausgekundschaftet haben.

Wir nehmen den Zug um 6.50 Uhr von Saigon nach Phant Thiet. Mr. Hai, unser Reiseberater, erklärt, wir müssten 40 Minuten früher am Bahnhof sein und wir bräuchten 45 Minuten dort hin. Damit ist unser Abflug vom Riverside für 5.30 Uhr terminiert, eine größere Herausforderung, betrachtet man die Zusammensetzung unserer Reisegruppe: Drei Minderjährige, die zum Teil noch mit Schnuller und Kuscheltier verreisen, ein fast 70-Jähriger Großvater, eine hektische Großmutter sowie eine völlig verspannte Schwiegertochter und Mutter von drei Söhnen. Albrecht, der Frühaufsteher, soll den Wecker stellen. Um 5.30 Uhr sind die Kinder und ich gepackt und abfahrbereit, Albrecht kommt im Pyjama zu uns und fragt, wann es los geht: „Jetzt“, sage ich.

Der Beginn der Reise
Innerhalb von zehn Minuten sind die Großeltern gepackt, Gabriele macht sich Vorwürfe: „Hätte ich bloß den Wecker gestellt!“. Der Taxi-Fahrer weiß nicht, wo der Bahnhof ist und versteht nichts. „Das geht ja bestens los“, denke ich und sehe uns schon mit dem Taxi nach Mui Ne fahren. Plötzlich klingelt Albrechts Wecker im Kofferraum – Zeit zum Aufstehen. Irgendwie findet der Fahrer den Weg dann doch und das in 20 Minuten. Wir sind die ALLERERSTEN im Zug, um 6.10 Uhr. Auch fährt der Zug nicht wie auf dem Ticket ausgedruckt um 6.50 Uhr ab, sondern um 7.10 Uhr. Die echten Profis wissen das, und kommen um 7.05 Uhr zum Bahnhof geschlendert. Später erklärt mir unsere schwedische Hotelmanagerin Anna, dass man im Reisebüro immer gesagt bekäme, eine dreiviertel Stunde früher da zu sein. „Die Vietnamesen haben einfach kein Zeitverständnis“, sagt sie achselzuckend. Würde man ihnen sagen, sie sollten um 6.50 Uhr da sein, kämen sie vermutlich erst um 6.55 Uhr und der Zug würde nie pünktlich abfahren.“

Morgens um 6 Uhr am Bahnhof

Nach und nach füllt sich der Zug, neben ein paar Touristen, reisen vietnamesische Kleinfamilien mit uns, ältere Paare, die über ihren Zeitungen einschlafen sobald der Zug losfährt. Mit 45 kmh tuckeln wir über das Land, so dicht an den Häusern vorbei, dass ich das Gefühl habe, durch das Wohnzimmer zu fahren. Momi liest „Spuk unterm Riesenrad“ vor, beim Uno-Spielen gibt es Tränen, das alles unter massiven Schlafmangel. Irgendwann sind wir da, mit dem Taxi geht es von Phna Thiet nach Mui Ne.

Was steht denn da wieder im Tagebuch?!?

Das Mia-Hotel ist ein Traum: Bambushütten, kleiner, gepflegter Garten, Pool, Palmen, tropische Blumen leuchten in pink und lila, Loungesessel und –musik. Und vernünftiger Kaffee. Unser Bungalow lässt ebenfalls keine Wünsche offen, Gabriele ist ganz glücklich über ihre Dusche unter freiem Himmel. „Hier ist es schön“, stellt auch August fest. Im Strandcafe pfeift uns der Wind um die Ohren, wir essen köstliche Clubsandwiches. Am Pool lerne ich Anna (English Anna) mit ihren drei süßen Kindern kennen, die uns bereits kennt: Ich hatte sie per Mail kontaktiert, da sie ihr Haus auf Air BnB gepostet hat. Sie erkennt uns gleich: „German family of five, our boys are 6,4 and 2 years old“. Halb An Phu scheint Ferien im Mia Resort zu machen, irgendwie auch erschreckend wie klein die Welt in HCMC ist.

So schön kann Mui Ne sein

Abends sitzen wir an der Bar und fragen die Eltern aus. Warum denn damals nicht die ganze Familie mit nach Indonesien gegangen sei? „Die Kinder waren gerade aus dem gröbsten raus, ich wollte meine Ausbildung anfangen“, erzählt Gabriele. Fünf Jahre, so Gabriele, hätten sie dort bleiben sollen. „Das hätte ich vergessen können mit meiner Ausbildung.“ Albrechts Version lautet wie folgt: „Zuerst sollte ich ja nur drei Monate bleiben, für die kurze Zeit wollte Gabriele nicht mit.“ Dann sei ein Jahr daraus geworden, er sei aber alle vier bis sechs Wochen nach Frankfurt gekommen. „Stimmt überhaupt nicht“, protestiert Gabriele. „Kein einziges Mal war er da.“ Am Ende des Jahres fand die denkwürdige sechswöchige Indonesien-Reise statt, von der Christian immer noch erzählt. Ob sich unsere Kinder später noch an diese Zeit erinnern werden? Und an was?

Nach zehn Tagen reisen die Großeltern glücklich und erholt ab. Wie schön (und das meine ich wirklich so), dass wir so viel Zeit miteinander verbracht haben!