Spielzeugjagd

Aus drei sind fünf Monate geworden, wir bleiben länger. Die Bücher sind ausgelesen, die Malhefte vollgekritzelt, die Kinder sind gelangweilt, wir gehen uns auf die Nerven. Wir brauchen dringend Spielzeug! Ich gucke mich bei An Phu Neighbours um, einer lokalen Mailingliste für ALLES. Wir finden ein paar Puzzle, Spiele und zwei Fahrräder für August und Caspar. Die Räder haben einen Platten und sind zu hoch eingestellt. Kein Problem in Vietnam, dem (zumindest manchmal) „can do“-Land: Unser Taxifahrer, der das Problem auch ohne Worte erkannt hat, hält am nächsten Motoshop. Zwischen verschwitzten vietnamesischen Mechanikern stehen meine drei schuluniformierten Jungs und sehen gebannt zu, wie sich fünf (!) Mechaniker mit nacktem Oberkörper um die beiden Räder kümmern. In Windeseile sind die Reifen aufgepumpt, die Sattel tiefer gestellt. 30 Cents wollen sie dafür haben, die uns der Taxifahrer erst einmal auslegt. Alle sind glücklich, nur Nikolaus brüllt, weil er kein Fahrrad bekommen hat….

Auf meine Anzeige melden sich noch etliche Expats, so kurz vor der großen Umzugszeit zum Schuljahresende wollen alle ihr Zeug loswerden. Als ich Lego geschrieben hatte, hatte ich an paar Steine und Platten gedacht. Stattdessen erreichen mich unzählige Mails meiner asiatischen Freunde, die mir solche Dinge andrehen wollen:

Das hatte ich mir nicht unter Lego vorgestellt…

Der nette vietnamesische Verkäufer bietet sogar an, vorbeizukommen, damit ich mir das Zeug ansehen kann. Dafür nähme er auch eine Dreiviertelstunde Anfährt in Kauf. Ich werde hellhörig. Ob das Zeug echt ist? Weiß man hier ja nie…Dankend lehne ich ab,

Elisabeth, auch aus Deutschland, hat mehrere Roller, Laufräder, ferngesteuerte Autos ohne Fernbedinung im Angebot. Auch einen Hund, den sie mir gleich andrehen will als ich das Grundstück betrete. „Den kann man auch prima mit nach Deutschland nehmen, sehr kinderlieb, am besten wäre ein Bauernhof“, sagt sie – ganz ernst gemeint. Ich wehre ab, aber für 10 Euro bekomme ich eine ganze Kiste mit Kram: Autos, Ritterrüstung, Flummis, nichts von Wert, nichts, was bei uns nicht schon längst im Müll gelandet wäre, aber Elisabeth schmeißt ungern Sachen weg.

Geht hier Vielen so, denn die meisten Sachen sind hier nur schwer oder gar nicht zu bekommen. Und so heben hier viele Vieles auf, um es weiter zu tauschen – ein bisschen wie in der DDR. Meine Yogalehrerin will schon seit Wochen ihre (Filter!)-Kaffeemaschine andrehen. Bisher konnte ich mich rausreden, aber ich will nicht ausschließen, dass nicht bald eine Kaffeemaschine in der Küche steht – Molly ist einfach zu nett!

Über das Gerät wird sich Christian vermutlich nicht so sehr freuen wie unsere Jungs über die Ritter, Autos, Roboter, die ich nun zusammengesammelt habe.