Wir füllen unsere Tage mit Ausflügen. Heute geht es ins Kriegsrestemuseum. Einige Male sind wir bereits daran vorbeigefahren, die Helikopter und Flugzeuge sorgen stets für Begeisterung. Mir ist es etwas fremd, wie sich kleine Jungs so sehr für Kriegsgeräte interessieren können. Als kleines Mädchen hatte ich immer große Angst vor einem Krieg, aber ich bin ja auch ein Mädchen, wie meine Jungs immer wieder mitleidig feststellen.
Caspar und August laufen aufgeregt über den Hof des Kriegsrestemuseum, selbst Nikolaus gerät beim Anblick der Flugzeuge in Ekstase. „Und wie viele Bomben konnte der abwerfen?“, fragt Caspar. „Und wie weit konnten die schießen? Und wie viele Raketen hatten die an Bord?“ Jede Tafel muss ich übersetzen, Caspar und August urteilen fachmännisch: „Ah, der konnte also doppelt so weit schießen wie dieser hier. Und der?“ Während wir über das Museumsgelände laufen werden die Rollen verteilt: „Also August, ich steuere alle Flugzeuge und Helikopter und ich kann auch alle Raketen abschießen“, sagt Caspar. „Und August?“, will ich wissen. „Na, der auch. Wir sind ja in einer Mannschaft.“
Der unverfängliche Teil des Museums… |
Es ist nicht damit getan, Flugzeuge und Helikopter zu besichtigen. Die Kinder wollen ALLES wissen. Wir kommen an einem Gefängnisnachbau vorbei, die Kinder stürmen in die Zelle. Dort steht – womit ich nicht gerechnet hatte – eine Guillotine. Schnell will ich weg, doch Caspar und August lassen nicht locker: „Wo ist das Messer? Warum haben die sich darauf gelegt? Sind dort die Köpfe reingerollt? Warum hat das Messer den Kopf getroffen?“ Nun will ich aber wirklich gehen. Ich verspreche ein Eis, um sie wegzulocken.
Am nächsten Morgen wache ich auf. Unser Apartment ist komplett umgebaut, sämtliche Bettdecken und Sofakissen wurden zweckentfremdet, Caspar und August haben sich ein Gefängnis gebaut. Nikolaus` Buggy ist ein Amphibienfahrzeug. „Ich fand das Kriegsmuseum echt toll“, schwärmt Caspar. „Es ist nur das eingetreten, was ich befürchtet habe“, sagt er und zieht dabei die Schultern nach oben. „Ich hatte einen Albtraum.“ „Oh je“, sage ich, „was hast du denn geträumt?“ „Es wird dich traurig machen“, sagt Caspar bedeutend. „Papi wurde geköpft.“