Stadterkundung II – Einkaufsbummel

Heute machen wir einen unverfänglicheren Ausflug. Wir gehen auf den Ben Thanh Market, August braucht einen neuen Sonnenhut, Caspar einen Fußball.

Unser heutiges Ausflugsziel: Der Ben Thanh Markt

Wir schieben uns durch das Gedränge, links und rechts türmen sich Seidenhemden, Rolexuhren, lackierte Bambusschalen auf, weiter hinten liegen Schweinepansen und Innereien in den Fensterablagen, Fische und Krebse ringen in überfüllten Becken nach Luft. Die Gänge sind kaum breiter als einen Meter und mit uns drängen sich Verkäufer und Touristen über den Markt. „Als du Markt gesagt hast, habe ich an den Flohmarkt auf dem Arkonaplatz gedacht“, sagt Caspar vorwurfsvoll. „Na ja, andere Länder, andere Sitten“, gibt er weltmännisch von sich. Ich schiebe Nikolaus im Buggy vor mir her, Caspar quetscht sich zwischen den Kinderwagen und mich, August klammert sich an meiner Hosentasche fest, es ist heiß und drückend. Den vor uns schlendernden Touristen rammen wir mit dem Rädern in die Hacken, die Jungs quatschen mir ununterbrochen das Ohr ab, wobei August so lange unverständlich nuschelt bis er vorwurfsvoll und laut schreit: „Mami, jetzt hast du mir schon wieder nicht zugehört!!!“

Um mich herum sehe ich einige junge Travellerinnen, die sich in aller Ruhe Ohrringe und Kettchen ansehen, lange den Kopf hin und her wiegen und sich nicht entscheiden können. Ich starre sie verständnislos an. Was habe ich eigentlich mit meiner Zeit gemacht als ich noch keine Kinder hatte?!? Bevor ich darüber zu lange nachdenken kann, hat August einen Hutstand entdeckt. Die geschäftstüchtige Vietnamesin will ihm ein blaues Adidas-Cappy andrehen, August entscheidet sich aber für einen Militärhut mit rotem Kommunistenstern. Nur einen Fußball finden wir nicht.

Wir ziehen also weiter in die nächste Mall. Der Taxifahrer weiß nicht so recht, wo es lang geht, ich versuche es, ihm mit Händen und Füßen zu deuten. Nikolaus und August fangen an zu rangeln, „Stopp“, rufe ich, woraufhin der Taxifahrer eine Vollbremsung mitten auf der Straße macht. Irgendwie kommen wir dann doch an, alle drei Kinder zerren in verschiedenen Richtungen an mir. Wir wollen in den Fahrstuhl, Nikolaus beharrt darauf, seinen Buggy selbst zu schieben, August will unbedingt den Knopf drücken, nur Caspar ruft besorgt: „Einer muss die Tür aufhalten!“ Zu spät, die Tür geht zu, Nikolaus steht davor, der Fahrstuhl rauscht nach oben. Im 5. Stock angekommen fahren wir schnell wieder in den Keller. Noch bevor die Tür aufgeht hören wir Nickis Geheul. Erleichterung macht sich auf seinem Gesicht breit als die Tür wieder aufgeht. Schnell stolpert er rein. „Fahrstuhl weg, Ninaus weint“, erklärt er uns vorwurfsvoll. Wir kaufen einen Fußball, fahren zurück ins Hotel, wo Nanny mit den Kindern Fußball spielen kann. Ich verziehe mich ins Cafe und genieße die Stille.