The concept of space…. …does not really float in Vietnam. Diesen Satz hatte ich vor wenigen Wochen in unserem Reiseführer gelesen. Es ist uns nicht entgangen, dass wir, vor allem die Jungs, eine gewisse Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Etwa im Saigoner Zoo, vor dem Tigerkäfig, als sich plötzlich 100 Vietnamesen umdrehten und uns – und nicht mehr die Tiger – an starrten. Aber bislang hatte ich dies noch nie als aufdringlich empfunden. Seit heute weiß ich aber, was der Autor mir sagen will: Ich stehe am Check-In in Hanoi, und versuche den Überblick über unsere Gepäckstücke und die drei tobenden Jungs zu behalten während das Einchecken wieder einmal eine gefühlte Ewigkeit dauert- offenbar kommt es bei Vietnam Airlines nicht so oft vor, dass jemand einchecken will….Während ich warte und den Moment herbeisehne, in dem ich zumindest die Gepäckstücke los bin, überrollt mich eine Horde Vietnamesen von hinten, und quetscht sich – aufgeregt mit ihren Pässen und Tickets wedelnd – an den Schalter. Im Gewühl halte ich Ausschau nach meinen Kindern, die irgendwo zwischen gefälschten Samsonite Koffern, Kartons und Plastiktüten verschwunden sind….Den Gesten entnehme ich, dass die Truppe viel zu spät dran ist (The concept of time does not really float neither in Vietnam, by the way). Die Armen. Der Aufregung ist zu entnehmen, dass sie zum ersten Mal fliegen. Die Dame am Schalter zeigt kein Verständnis und dirigiert sie harsch ans Ende der Schlange. Unter lautem Protest ziehen sie ab, nicht ohne vorher Nikolaus fast zu Tode getrampelt zu haben….. In der Abflugshalle treffen wir wieder auf die Horde. Diesmal sind sie deutlich entspannter, alle Flieger haben zwei Stunden Verspätung. Während meine Kinder gebannt auf den Fernseher starren, versuchen die älteren Männer im Bunde die Aufmerksamkeit der Jungs mit Süßigkeiten auf sich zu ziehen. Als dies nicht gelingt, werden August – der so etwas nun wirklich hasst ! – und Nikolaus auf den Schoß gehoben, die Handys gezückt und Fotos gemacht. Mir reicht es: Ich gebe den Herren in ihren ausgebeulten Sonntagsanzügen zu verstehen, dass weder die Kinder noch ich dies wollen! Und dann tut es mir auch schon sofort leid, sie so angefahren zu haben, vermutlich hatten sie es nur nett gemeint. Wir gehen dennoch auf sichere Entfernung. Auf den verbleibenden vier Sitzen in unserer Reihe quetscht sich eine siebenköpfige übergewichtige vietnamesische Familie. Eine Reihe hinter uns ist noch fast leer…..ich verstehe es EINFACH nicht…Diesmal wird Caspar fotografiert. Dass mit den Fotos sei schon ok, sagt er. „Aber dass die immer so an meinen Haaren zippeln müssen!“, meckert er. Einige Wochen später auf Bali: Caspar hat sich damit abgefunden, begehrtes Fotoobjekt zu sein. Mitunter genießt er die Aufmerksamkeit auch. Während eines Spaziergangs durch die Reisterassen wird Caspar von fünf vorpupertierenden Mädchen verfolgt. Caspar platzt der Kragen und begeht die Flucht nach vorn: Statt wegzulaufen, verteilt Caspar Küsschen. Nun laufen die Mädchen wiederum laut kreischend davon, Caspar hinterher. Völlig verschwitzt und außer Atem erklärt er stolz: „Ich mache jetzt einfach dasselbe wie die. Dann sehen sie einmal wie das ist.“