Um mir die Zeit zu vertreiben, habe ich beschlossen, die besten Restaurants der Stadt aufzusuchen, wobei ich meine Auswahl anhand des Lonely Planets sowie des Restaurantführers der „Foreign Ladies of Vietnam“ getroffen habe. Auf diese Weise lerne ich sicherlich noch ganz andere Ecken der Stadt kennen, außerdem liebe ich Essen.
Der erste Besuch führt mich ins Lion City, dem angeblich besten singapurischen Restaurant der Stadt. Ich liebe Singapore Laksa, eine scharfe Nudelsuppe mit Kokosmilch, Nudeln, Krabben, Tofu und Ei. Um den Restauranttest noch etwas interessanter zu machen, beschließe ich neben Lieblingsgericht noch das ungewöhnlichste Gericht auf der Karte zu bestellen. In diesem Fall ist das leider „Spicy Frog Porridge“. Mich verlässt kurz der Mut, doch ich stehe zu meinem Vorhaben. Wenig später steht die Laksa vor mir, die recht enttäuschend ist. Die Nudeln zu weiche, die Suppe nicht scharf genug. In diesem Moment kommt Geschäftsführer Harry vorbei. „You can eat very spicy for a German“, stellt er fest. Mir läuft die Nase, doch Harry lässt sich von meiner Rotznase nicht abschrecken und plaudert weiter: Im Juni wolle er das erste signapurische Restaurant in Frankfurt eröffnen. Die Zutaten würden vorbereitet und eingeflogen, er brauche keinen großartigen Küchenchef. Das erklärt dann vielleicht auch den enttäuschenden Zustand meiner Laksa.
Nun kommen die Frösche. In einem Tontopf wird das Porridge gereicht, ein geschmacksneutraler Reisschleim, der allein dazu dient, die würzigen Saucen zu verlängern. In einem weiteren Topf liegen die Frösche, überzogen von einer dunklen, klebrigen Sauce, dazu jede Menge Frühlingszwiebeln. Ich probiere Sauce und Zwiebeln, die zu sehr nach Austernsauce und zu wenig nach Chili schmecken. Ich nehmen meinen ganzen Mut zusammen und fische mit meinen Stäbchen die Froschschenkel heraus. Während ich das Bein zwischen den Stäbchen halte sehe ich vor meinem inneren Auge Hunderte von Laubfröschen, die wir als Kinder in Eimern über die Landstraße getragen haben, um sie vor ihrem sicheren Tod zu retten. Ich Heuchlerin. Ich atme tief durch und beiße beherzt zu. Das Ergebnis ist überraschend: Das Fleisch ist herrlich zart, sehr viel zarter als Hühnerbrust, der Geschmack ist etwas fischig. Ich fische noch weitere Teile aus dem Tontopf, kapituliere dann nach einigen Bissen doch zu Harrys großer Enttäuschung. Ich habe meine Zweifel, dass Harrys Geschäft in Frankfurt ein Erfolg wird.
Spicy Frog Porridge |
Nachtrag: Als ich wenige Tage später meiner Freundin Sabine begeistert von meinem neune Projekt erzähle, sagt sie: „Dann kannst du ja gleich mal Hund probieren, gibt es hier an jeder Ecke.“ Ich beschließe, das Projekt an dieser Stelle abzubrechen.