Vorfreude auf den Kindergarten

Morgen früh um 8 Uhr geht es los: Caspar, August und Nikolaus gehen in den deutsch-englischen Kindergarten in District 2. Endlich. Vor allem bei Caspar ist die Aufregung groß, fast so groß wie vor dem Schulanfang. Gestern schon haben wir die Uniformen abgeholt: Beige Shorts (Einheitsgröße, Nikolaus geht die Hose bis zu seinen Brustwarzen), weißes Polohemd mit orangen (Caspars Lieblingsfarbe) Streifen und Logo der German International School Saigon (GISS) sowie Cappy und Trinkflasche. Letztere wurde in den vergangenen 30 Stunden ununterbrochen aufgefüllt, in den Kühlschrank gestellt, ausgetrunken, wieder aufgefüllt. Vor dem Schlafengehen haben sich Caspar und August mindestens zehn Mal vergewissert, ob ich auch ja den Wecker gestellt habe: um 8 Uhr geht es los. „Mit dem Taxi“, wie Nikolaus stolz einwirft. Für ihn ist Taxifahren überhaupt das Schönste. Und das machen wir ja reichlich.

Ich erhoffe mir den ultimativen Befreiungsschlag. Denn der erste Betreuungsversuch ging ziemlich in die Hose. Das Somerset-Hotel hatte uns ein englisch sprechendes Kindermädchen organisiert. Mrs. Thuy (oder so), 50 Jahre, drahtig und sehr resolut. Nanny, so hieß sie, weil wir nie so richtig hinter ihren Namen gekommen sind, hatte konkrete Vorstellungen wie der Laden zu laufen hat: Als erstes hat sie Christians gesamte Hemden gewaschen und gebügelt (zu seiner großen Freude), anschließend wurde unser gesamter Kleiderschrank durchgewaschen und gebügelt – die Kinder hatten zum ersten (und wohl auch letzten Mal in ihrem Leben) gebügelte Unterhosen. Nanny war der Meinung, dass August nicht genug esse und hat ihm das Essen mit der Gabel reingeschoben. Das kam naturgmäß nicht gut an. Unter großem Protest, vor allem von Nikolaus, hat sie abends allen Kindern die Haare gewaschen. Das fand selbst ich überflüssig, doch tatsächlich ist es mir nicht gelungen, mich gegen sie durchzusetzen!?! Die Kinder mochten sie irgendwie aber doch, was vor allem daran lag, dass sie in meiner Abwesenheit viel fernsehen durften. „Wir verstehen sie einfach nicht“, sagte Caspar achselzuckend als ich Caspar darauf ansprach, dass ich mit Nanny maximal 30 Minuten Fernsehen vereinbart hatte.

Als nach einer Woche Nannys Schwester starb, und sie für zunächst vier, dann sieben, dann zehn Tage weg musste, habe ich das dankend zur Kenntnis genommen. Nachdem die staatliche deutsche Schule (die von unseren Steuergeldern finanzierte…) nicht auf meine verzweifelten Mails reagiert hat, sind wir eher zufällig an der GISS gelandet, die uns dankend aufgenommen hat. Morgen geht es also los. Allein – bislang habe ich dort mehr Vietnamesen als Deutsche gesehen.

Warmlaufen in der Uniform